Liebe Freunde und Interessierte vom Kinderhaus,

Tanzania ist eine der ärmsten Gegenden des Landes und ich möchte Ihnen meine Eindrücke vermitteln, die ich hier vor Ort in den letzten elf Jahren gewinnen konnte.
Besonders in den Dörfern leben die Menschen unter ärmsten, nicht tragbaren Bedingungen.
Der Anbau von Lebensmitteln, um sich selber wenigstens im geringen Maße zu versorgen, gestaltet sich witterungsbedingt problematisch:
In der Trockenzeit ist es zu trocken – in der Regenzeit ist es zu nass. Viele Menschen haben somit nur eine Mahlzeit pro Tag, welche aus „Ugali“, dem hier üblichen Maisbrei besteht und Bohnen. Morgens gibt es keinen Tee und kein Brot – nichts.
Die Menschen hier haben keinerlei Möglichkeiten, Bildung zu erlangen, leben quasi von der Hand in den Mund.
Mit ganz kleinen Schritten wird versucht, diese Missstände zu beheben, um sodann Projekte zu verwirklichen, die dem Aufbau der Landwirtschaft dienen sollen.
Zwar wurde vor kurzen auch hier eine Schulpflicht eingeführt, allerdings zeigt sich, dass es auch hier an Mitteln und Wegen fehlt, um diese umzusetzen.
So zählt man z.B. in der staatlichen Grundschule, die sich hier in meiner unmittelbaren Nachbarschaft befindet, 627 Schüler bereits in der ersten Schulklasse.
Ich denke, hierzu muss ich nicht viel mehr sagen.

Nun zu meinem Projekt „Krankenstation“:

Ich bin froh und dankbar, dass es mir möglich gemacht wurde, dieses große Hilfsprojekt zu beginnen. Groß, weil ich sicher bin, dass es vielen Menschen helfen wird.
Weit und breit existiert hier in Katusa, wo ich mit den 13 Waisenkindern lebe, bisher keine Krankenstation. Leider gibt es jedoch auch keinen Busverkehr oder sonstige Transportmöglichkeiten, weshalb Patienten Krankheitsfalle einen Fußmarsch bin zu vier Stunden in Kauf nehmen müssen, um das Städtische Krankenhaus zu erreichen. Menschen, die nicht (mehr) laufen können, haben gar keine Möglichkeit, medizinische Hilfe zu erlangen.
Aus der Not heraus nehmen diese Kranken sodann nur „Panadol“ zur Schmerzlinderung was dazu führt, dass viele Menschen, besonders Kinder, an Erkrankungen wir Thyphus und Malaria sterben.
Eine rechtzeitige Diagnose sowie Behandlung würde hier oftmals Leben retten!
So jedoch gehören Erkrankungen wie Thyphus, Malaria und Amöben zum Alltag der Menschen, man lebt damit.
In unserer Kinderhausfamilie sind beispielsweise derzeit neun von dreizehn Kindern an Malaria oder Thyphus erkrankt.
Mir ist es glücklicher Weise möglich, schon bei den ersten Symptomen schnell einen Test machen und die Kinder behandeln zu lassen.
An dieser Stelle möchte ich nochmals zu meinen ersten Zeilen zu Beginn des Briefes blicken: Mein Eindruck, welcher aus den elf Jahren resultiert, in denen ich inmitten der Menschen hier lebe.
Begonnen habe ich mit dem Ziel, den Waisen ein Zuhause zu geben, ferner medizinische Versorgung und Bildung.
Ich bin sehr dankbar, bis jetzt konnten alle Kinder eine „English-Medium-School“ besuchen. Dieses ist eine Privatschule, in der es den Kindern möglich gemacht wird, wirklich gut lernen. Sie sprechen zwischenzeitlich gutes Englisch, das Niveau ist „nicht schlecht“.
Einige gehen jetzt sogar auf ein Gymnasium, andere besuchen ein College.
Nach Beendigung der „Secondaryschool“ müssen die Kinder eine Ausbildung haben. Nur ein Schulabschluss hilft ihnen nicht, später auf eigenen Beinen stehen zu können.

DAS IST MEIN ZIEL – HILFE ZUR SELBSTHILFE!

Die Spenden, die benötigt werden, sie sollten nicht punktuell sein. Das Ziel sollte immer sein, dass z.B. hier die Kinder vom Kinderhaus, an der Entwicklung des eigenen Lebens aktiv mitarbeiten können und somit auch die menschenunwürdige Armut in dieser Gegend etwas bekämpfen können.
Den Grundstein konnte ich mit Hilfe von vielen Unterstützern legen. Vielen vielen DANK! Die ersten Früchte sind schon zu sehen. Es ist Erstaunlich, wie aktiv und zuverlässig die Kinder ihre Aufgaben verrichten, wie z.B. Tiere füttern, einander zu helfen ect.
Seit ich damit begonnen hatte, die Krankenstation zu errichten, hat fast jeder seinen Berufswunsch geäußert: Arzt, Krankenschwester, Laborant und Hebamme – das sagen sie nicht nur, sie zeigen es deutlich, wie ernst es allen damit ist.
Die alltägliche Abendlektüre ist das Biologiebuch.
Steven möchte Landwirtschaft studieren, um später unsere 20 Äcker Land und die Farm weiterentwickeln zu können. Er ist schon jetzt Landwirt mit Herz und Seele.

In den elf Jahren meines Wirkens hier bin ich, gemeinsam mit den vielen Unterstützern, erfreulicher Weise ein wichtiges Stück vorangekommen. So sind zwei Mitglieder vom Kinderhaus bereits als Lehrerin tätig. Rosi zum Beispiel, hat Ihre Schulzeit beendet und möchte „Medical Assistent“ lernen, um danach in unserer Krankenstation zu arbeiten. Zuvor besucht sie im College den Studiengang „Community and Development“. Dieser Studiengang ermöglicht ihr nach Abschluss ihres Diploms, dass Kinderhaus zu leiten.
Die Kinder sind diszipliniert, zielstrebig, hilfsbereit und dankbar, das Zusammenleben mit ihnen erfüllt mich mit Freude. Trotz aller schweren Bedingungen ist die Stimmung bei uns sehr positiv, es wird viel gelacht. Die Kinder geben mir die Hoffnung, dass dieses Projekt auch in Zukunft weitergehen wird.
In dem Kinderhausprojekt möchte ich einen bisher noch offenen Zirkel schließen.

Nicht nur punktuelle und aktuelle Unterstützung ist sinnvoll, sondern eine Unterstützung die auch später wirkt, für ein unabhängiges Leben für die Kinder vom Kinderhaus.
Ebenso wichtig wäre ein Geländetaugliches Fahrzeug, damit die Kinder in der Regenzeit sicher in die Schule gefahren werden können. Die Straßen und Wege sind in dieser Zeit nur sehr schwer zu befahren. Außerdem würde dieses Fahrzeug benötigt, um Patienten, die nicht in unserer Krankenstation behandelt werden können, in die städtische Klinik weiter zu verlegen.
Voller Freude kann ich mitteilen, dass im November 2018 die Krankenstation „Kinderhaus Dispensary“ wahrscheinlich eröffnet wird.
Ich wünsche mir von Herzen, dass ich Ihnen mit meinen Zeilen vermitteln konnte, wie vielschichtig und wichtig dieses Projekt ist, um den Menschen hier ein besseres, würdevolles sowie selbständiges Leben zu ermöglichen.
Allein ist es mir nicht möglich, darum bitte ich sie, dieses Kinderhaus zu unterstützen.

Marianne Iwanetzki und die Kinder

 


Fotos der Krankenstation